loveparade - das aus für berlin 2004

[16.04.2004]


jetzt ist es also amtlich. was sich in den letzten jahren immer noch gerade so verhindern ließ, ist jetzt eingetreten. die loveparade in berlin wird es im jahr 2004 nicht geben. das kündigte die veranstaltende loveparade berlin gmbh in dieser woche an.
in der aktuellen ausgabe des nachrichtenmagazins der spiegel war es noch nicht sicher, jetzt aber scheint es keine hoffnung mehr zu geben.

"
mit großem bedauern teilen wir mit, dass in diesem jahr in b
erlin definitiv keine loveparade stattfinden wird", heißt es in einer offiziellen pressemitteilung des veranstalters.

damit hat der streit zwischen den veranstaltern und der stadt berlin ihren vorläufigen höhepunkt gefunden. schon seit längerer zeit wollte sich berlin zwar mit der loveparade schmücken und das geld gerne annehmen, was die zahlreichen besucher in der stadt ausgaben. die reinigungskosten für den tiergarten und die für die parade benutzen straßen rund um das brandenburger tor wollte sie aber nicht mehr tragen.

dazu jedoch war berlin verpflichtet, da die loveparade offiziell als politische demonstration eingestuft wurde. daher auch die alljährliche abschlusskundgebung an der siegessäule mit dr. motte, dem erfinder der loveparade. nach langem hin und her machte die stadt berlin 2001 ernst, die loveparade verlor ihren status als demonstration und galt fortan als veranstaltung.

für eine veranstaltung gelten jedoch ganz andere auflagen. so ist der veranstalter verpflichtet, die beseitigung des mülls selbst zu organisieren und die anfallenden kosten zu tragen. die loveparade stand schon damals kurz vor dem aus, konnte jedoch immer gerade noch gerettet werden. im letzten jahr konnte die veranstaltung nur durch das engagement der messe berlin gerettet werden.

nach angaben der loveparade berlin gmbh fielen im letzten jahr durch den veranstaltungsstatur mehrkosten von über 900.000 euro an [301.700 euro 2000 gegenüber 1.225.000 euro 2003]. die idee, das fehlende geld über eintrittskarten herein zuholen wurde schnell verworfen. dadurch würde die ursprüngliche idee der loveparade in gegenteil verkehrt, heißt es in der pressemitteilung.


die erste loveparade war am 1. juli 1989 im damals noch geteilten berlin gestartet worden. 150 menschen tanzten am kurfürstendamm um zwei wagen herum und demonstrierten für frieden, liebe, einheit und gegenseitigen respekt. nach dem fall der mauer fanden sich ein jahr später zur zweiten loveparade schon 2000 menschen am kurfürstendamm ein. im laufe der jahre namen sowohl besucherzahlen als auch musikwagen immer mehr zu.


mitte der neunziger jahre erlebte die loveparade ihre absolute hochphase. in jedem jahr konnte neue besucherrekorde vermeldet werden. 1997 konnte zum ersten mal die eine million besucher marke geknackt werden. die loveparade war zu einem riesigen event geworden, das inzwischen längst nicht mehr nur techno und house freunde anzog. aus allen teilen der welt kamen junge partywillige menschen, die 1999 für den bisherigen rekordbesuch von 1,5 millionen menschen führte.


die loveparade war nicht nur party, sondern auch ein riesiger wirtschaftsfaktor. nach einer berechnung des ffh instituts würden eine halbe million besucher schon 50 millionen euro zusätzlich in die stadt tragen. leider brachten die menschen nicht nur geld, sondern auch jede menge müll mit, der auf den straßen liegen blieb. nachdem die parade 1996 in den tiergarten umgezogen war, wurde dieser am tag nach der loveparade in der regel völlig verwüstet.


das ist nun vorerst alles geschichte. ob es im nächsten jahr wieder eine loveparade in berlin geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. wer überhaupt nicht auf seine loveparade verzichten kann, der muss nicht verzweifeln. im gründungsland ist zwar erstmal schluss, aber die loveparade gibt es dennoch auch weiterhin: in israel, mexiko, österreich und süd afrika und vielleicht 2005 auch wieder in berlin.

[mw]



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