laurent garnier - the cloud making machine



mehr als vier jahre nach seinem letzten echten studioalbum ist laurent garnier mit seinem vierten album zurück. zwischen "unreasonable behavior" und dem neuen album "the cloud making machine" hat garnier jedoch nicht trübsal geblasen, sondern sich in vielfacher hinsicht weiter der musik gewidmet, unter anderem im in kürze erscheinenden buch "electroschock", was sich mit der technoszene beschäftigt.

dieser ausflug in die welt der buchautoren, aber auch seine zahlreichen liveauftritte als dj scheinen laurent garniers musikverständnis nachhaltig geprägt zu haben, ist ihm doch mit seinem neuen werk ein wurf gelungen, der sich stark von seinen vorherigen werken abhebt. experimenteller ist es geworden, weiter weg vom club als seine vorgänger.

gleich der titeltrack "the cloud making machine part1" macht deutlich, was den hörer in der nächsten knappen stunde erwarten wird. da beherrscht ein seltsamer sound die szenerie, der so auch in alten science fiction hörspielen oder filmen auftauchen könnte, um eine athmosphäre der ungewissheit zu erzeugen. dazu mehrfach veränderte und ständig sich wandelnde stimmen, die dann in klänge übergeben, wie sie wohl nur ein laurent garnier aus einem synthesiser locken kann.

was der erste track beginnt setzt sich, in anderer weise, bei "9.01-9.06" fort. da scheint ein baby zu wimmern, wenn es auch nicht wirklich wie ein baby klingt. plötzlich tauchen fast schon schwebende gebrochene beats auf, getragen von an sich beruhigend klingenden flächen, die dem track seine irgendwie bedrohliche grundstimmung jedoch nicht nehmen können oder wollen.

erst mit "barbiturik blues" beginnt das album diese grundstimmung langsam zu verlassen. eine sanfte heimorgel spielt eine entspannt chillige musik. darunter jedoch vibrieren und oszilieren die verschiedensten synthie sounds, abgefedert von einem mächtigen bass, der alles zusammenzuhalten versucht.

mit "first reaction (v2)" taucht erst in der mitte des albums ein stück auf, welches mit abstrichen als elektronischer song klassischer prägung gewertet werden kann. zwar ist auch hier der beat irgendwie seltsam anmutend, jedoch kommt er nicht mehr so bruchstückhaft daher wie noch in den tracks zuvor. trotz einer stimme, die selbst für rap irgndwie zu krass klingt scheint man hier dem arrangement der sounds erstmals folgen zu können. doch auch hier ist man vor überraschungen wie etwa einem plötzlich auftauchenden und äußerst kaputt klingenden saxophon nicht gefeit.

erst "controlling the house part 2" liefert den ersten clubtauglichen song des albums. ein kräftiger pumpender bass, dazu ein solider housebeat, angereichert mit einer stimme, die gelegentlich mal den songtitel einstreut.

den geraden weg verlässt garnier aber schon mit "(i wanna be) waiting for my plane", einem dreckigen electrostück mit verzerrten vokals und ebenso verzerrten synthieflächen, garniert mit einem durch mehrer filter gejagten beatkomplott, das dennoch überraschend straight daher kommt, obwohl es latent anstrengt wirkt.

"the cloud making machine" beginnt, wie es begonnen hat, mit dem titeltrack part 2 und rundet es damit perfekt ab.

das neue album von laurent garnier besticht durch eine unglaublich dichte stimmung, die den hörer das gesamte album über nicht aus seinen fängen lässt. garnier ist mit diesem album an einem punkt angekommen, an dem vor ihm nur wenige waren und wohl auch nicht mehr viele hinkommen werden. er produziert musik, die zu abgefahren ist um krank zu sein in einer perfektion, die seinesgleichen sucht.

ein album zum nebenbei hören ist "the cloud making machine" mit sicherheit nicht. man braucht zeit, um sich reinzuhören und man braucht zeit, um es auf sich wirken zu lassen. laurent garnier ist hier ein wurf gelungen, der getrost als der höhepunkt seines schaffens betrachtet werden kann. trotzdem oder gerade weil kein brecher im stile von "the sound of the big babou" darauf zu finden ist.





9.01-9.06 || first reaction (v2) || barbiturik blues



ein elektronisches meisterwerk erster güte. musik fern der clubs von einem der altmeister des techno. die hörtipps können hier nur exemplarisch sein, "the cloud making machine" wirkt erst richtig in der gesamtbetrachtung.


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mw]


Release: 31.01.2005 ::: Label: F Communic ::: Vertrieb: Rough Trade

publiziert am: 19.01.2005







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